Nachmittag

[10-2017 / German / 532 words]

„Scheiße, ich muss brunzen.“ „Ja fuck man, dann brunz halt. Das geht mich einen Scheiß an, lass mich damit in ruh.“ Er legt den Kopf zurück, blinzelt in die Sonne und reibt sich zwischen den breiten Beinen. „Fuck.“ Ich heb meinen Arm, zeig mit meinem Zeigefinger. „Da hinten, schau mal. Heast, schau mal dahinten. Da gibt’s eh Büsche und so.“ Er überlegt kurz, tut zumindest so. Streift mich mit seinem Blick, sagt: „Ok man.“

Ich weiß, was er mich fragen will und ich sag ihm: „Ja, ich halt schon Ausschau nach ihr. Kein Stress.“ Er steht auf, geht ein paar Schritte. Ich ruf ihm nach: „Wenn Ella vorbeikommt, dann sag ich: `Hey Ella, Mario wartet auf dich hinter dem Busch. Er will dir was zeigen'.“ Er springt auf mich los, gibt mir nen Klaps. Und rennt weg. Ich kram in seinem Rucksack und find das Packerl Tschick. Nehm eine raus, zünd sie mir an. Dann ist er fertig und wirft sich wieder neben mich ins Gras, ganz nahe. „Seit wann tschickst du denn?“ Ich versuch einen Ring, schaffs aber nicht. „Seit letztem Jahr. Und du?“ „Alter, hör auf, du und rauchen? Letztes Jahr? Letztes Jahr bist du in der Pause noch nicht mal in den Hof gekommen.“

Ich genieß die Sonne, die auf mich runterscheint. Es ist Mai und ich hab mein kürzestes T-Shirt an. Es ist weiß mit einem Logo drauf. In der Entfernung schreien ein paar, aber in der Nähe ist niemand. Mario sitzt noch immer so nahe. Irgendwie ein bisschen komisch. Aber dann muss ich dran denken, wie er im Winter mal, beim Schifahren, ja.

„Warum bist auf einmal so still?“ „Ich denk nach“, sag ich, nehm einen Zug und drück sie auf dem Boden aus. „Weißt du“, sagt Mario und beginnt zu Grinsen. Ich weiß sofort wovon er reden möchte. Er wird gleich reden von ihr, von Ella. „Wenn ich immer so viel nachgedacht hätte, wär ich noch immer verzweifelt und ungefickt. Wie du. Er nimmt sich eine Tschick und legt die Packung zwischen uns. Ich nehm mir auch noch eine.

„Du musst ein bisschen aggressiver werden, zeigen dass du was willst von denen. Sonst wirst du nur friendgezoned.“ Ich hör Schritte von hinten. Und Rascheln, wie von Kleidung. Als ich mich gerade umdrehe, schreit Sena: „Da seid ihr also ihr Ärsche!“ Sie berührt mich an der Schulter und schmeißt sich dann von hinten an Mario dran. „Shit! Was geht denn mit dir?“ Er hält die Tschick weit weg von sich. „Ich hätt dich fast verbrannt!“ Sena hat eine enge Jeans an und ich seh ihren vollen Hintern. Ganz nah an meinem Gesicht.

„Freust dich gar nicht mich zu sehen, oida?“ Sena wuschelt ihm durch die kurzen Haare. Mario tatscht sie ein bisschen ab. „Na passt schon, chill.“ Sie schaut mich kurz an: „Was habts ihr überhaupt gemacht so?“ Sie hat sehr helle Zähne und Sommersprossen. Aber die sind überschminkt. „Das geht dich nix an“, sagt Mario. „Warum willstn das überhaupt wissen?“ „Männergespräche halt“, sag ich. „Männer“, kichert Sena. „Versteh.“ Sie drückt ihren Hintern auf Marios Schoß und jetzt sind wir zu dritt auf der Wiese. Es gibt absolut nichts zu sehen. Außer ein paar Büsche und so.